Zentrale Anlaufstelle für Deutsche, die sich für die pennsylvaniadeutsche Geschichte, Sprache und Kultur interessieren, ist in Pennsylvania seit 1986 das “Center for Pennylvania German Studies” von Prof. C. Richard Beam in Millersville.
In der ersten Hälfte der 1990er Jahre stehen eine ganze Reihe von Wissenschaftlern mit ihm in Kontakt, unter anderem Dr. Walter Sauer (Universität Heidelberg), Prof. Heinz Helfrich (Universität Landau), Dr. Michael Werner (Universität Mannheim), Dr. Helmut Schmahl (Universität Mainz), Roland Paul (Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde, Kaiserslautern), Gary Waltner (Mennonitische Forschungsstelle, Weierhof), Frank Kessler (Europäische Kommission, Brüssel) sowie der in Heidelberg bei der US Army stationierte Pennsylvaniadeutsche Butch Reigart (York, PA). Aus diesen zunächst bilateralen deutsch-pennsylanischen Kontakten entsteht mit der Zeit auch ein direkter Austausch zwischen diesen und anderen Personen auf deutscher Seite.
Die Zusammenarbeit intensiviert sich nach Gründung der pennsylvaniadeutschen Zeitung “Hiwwe wie Driwwe” Ende 1996 durch Michael Werner. In der Folgezeit entwickelt sich ein informelles Netzwerk, deren Mitglieder sich zunehmend über die jeweiligen Aktivitäten informieren und auch Beiträge für die zweimal jährlich erscheinende Zeitung verfassen. Insbesondere zwischen Frank Kessler, Michael Werner und Walter Sauer entsteht ein regelmäßiger Kontakt. Letzterer gründet im Jahr 2001 den Verlag “Edition Tintenfass”, in dem auch eine Reihe pennsylvaniadeutscher Bücher erscheinen. Im Jahr 2002 geht „Hiwwe wie Driwwe“ mit „hiwwe-wie-driwwe.de“ online. Im selben Jahr entsteht und verfestigt sich die Idee, dem Netzwerk durch Gründung eines Vereins einen institutionellen Rahmen zu geben.
Am 31. Mai 2003 wird der “Deutsch-Pennsylvanische Arbeitskreis e.V.” (German Pennsylvanian Association) in Ober-Olm bei Mainz gegründet. Ziele der neuen Vereinigung sind
– die Förderung des kulturellen Austauschs zwischen den deutschstämmigen Einwohnern Pennsylvanias sowie den weiteren Siedlungsgebieten der Pennsylvaniadeutschen und den Hauptherkunftsregionen ihrer Vorfahren, die in den heutigen Bundesländern Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg und dem Saarland liegen, sowie allen anderen Interessierten.
– die Förderung deutsch-pennsylvanischer Initiativen;
– die Förderung der pennsylvaniadeutschen Mundart, Kultur und Geschichtsforschung;
– die Förderung der Zusammenarbeit zwischen Gemeinden, kulturellen Einrichtungen, Bildungsträgern und anderen Institutionen und Initiativen
diesseits und jenseits des Atlantiks;
– die Aufklärung über die pennsylvaniadeutsche Geschichte und Kultur in der deutschen Öffentlichkeit;
– die Ausrichtung von Veranstaltungen und Konferenzen;
– die Förderung der Erforschung des Pennsylvaniadeutschen.
Das Gründungsprotokoll wird von 21 Personen unterzeichnet. Dem ersten Vorstand gehören an: Dr. phil. Michael Werner (1. Vorsitzender und Geschäftsführer), Frank Kessler (2. Vorsitzender und Schriftführer), PD Dr. phil. habil. Helmut Schmahl (Schatzmeister), Dr. phil. Walter Sauer (Öffentlichkeitsarbeit) und Prof. Dr. David Valuska (Kontakte in Nordamerika).
In den ersten Jahren haben die Vernetzung der Mitglieder in Europa sowie der Aufbau stabiler transatlantischer Beziehungen Priorität. Regionale Schwerpunkte liegen zunächst auf Kontakten nach Berks County und Lancaster County in Pennsylvania sowie Holmes County in Ohio. Gleichzeitig werden eine Reihe von Projekten gestartet bzw. umgesetzt (vgl. Menüpunkt „Projekte“).
Im Jahr 2010 tauschen Frank Kessler und Michael Werner nach sieben Jahren im Vereinsvorstand die Ämter. Aktuell (2013) gehören dem Vorstand an:
1. Vorsitzender: Frank Kessler (Brüssel)
2. Vorsitzender: Dr. Michael Werner (Ober-Olm)
Schatzmeisterin: Doris Schweitzer (Grünstadt)
Beisitzer: Dr. Walter Sauer (Neckarsteinach)
Beisitzer: Patrick Donmoyer (Kutztown)
Im Jahr 2015 verliehen die Gemeinde Bockenheim und der Förderkreis Mundart Bockenheim e.V. dem Deutsch-Pennsylvanischen Arbeitskreis e.V. den „Emichsburg-Preis“ für Verdienste um die Pflege der Mundart.Volker Gallé, Kulturbeauftragter der Stadt Worms, attestierte dem Verein eines herausragende Arbeit, als er in seiner Laudatio äußert: „Die Netzwerkarbeit mit Personen und Institutionen in Nordamerika ist eine besonders verdienstvolle Aufgabe und über diese weite Entfernung nur mit großem persönlichen Einsatz zu leisten.“
Aktuell haben sich dem internationalen Netzwerk rund 60 Institutionen und Personen in Nordamerika und Europa angeschlossen. Seit 2017 existiert in der Mennonitischen Forschungsstelle auf dem Weierhof (Pfalz) mit dem Deutsch-Pennsylvanischen Archiv (Michael Werner Collection) eine Anlaufstelle für Lehrende und Forschende zum Thema Pennsylvaniadeutsch.
Sarah A. Sternal schreibt in einem Beitrag für das Buch „Aufbruch nach Amerika“, 1709-2009. 300 Jahre Massenauswanderung aus Rheinland Pfalz (Kaiserslautern 2009) über die Aktivitäten des DPAK:
“Der Deutsch-Pennsylvanische Arbeitskreis stellt eine Verbindung zwischen den Menschen in der alten und der neuen Welt her (…). Dieser Arbeitskreis ist ein idealtypisches Beispiel für eine zeitgemäße Erinnerungskultur und die multiperspektivische Befassung mit transnationalen geschichtlichen Zusammenhängen. Die persönliche Begegnung mit Auswanderer-Nachkommen, die Präsentation wichtiger wissenschaftlicher Literatur bis hin zu Kinderlesebüchern und Heimatromanen sowie eine starke Präsenz und Vernetzung im Internet sprechen alle Sinne an und ermöglichen Wissenschaftlern, aber auch interessierten Laien eine vielgestaltige Beschäftigung mit der Auswanderung. Die Erinnerung an die gemeinsame Geschichte klärt die eigene und die vermeintlich fremde Identität. Sie leistet damit einen nicht groß genug einzuschätzenden friedensstiftenden Beitrag für die Völkerverständigung – hiwwe wie driwwe.”
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