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Geschichte des DPAK

Eine Brücke über den Atlantik – 20 Jahre Deutsch-Pennsylvanischer Arbeitskreis e.V. (2003-2023)

Vorgeschichte

Die deutsch-amerikanische Freundschaft ist das Resultat einer bald 350-jährigen gemeinsamen Geschichte, in deren Verlauf Millionen Deutsche in die neue Welt zogen, um dort ihr Glück zu suchen. Ab dem späten 17. Jahrhundert verließen auch viele Kurpfälzer ihre Heimat in Richtung Amerika. Nicht wenige waren Kinder oder Enkel von Menschen, die einige Jahrzehnte zuvor aus dem Elsass, der Schweiz und anderen Regionen in die Pfalz gekommen waren. Da viele sich im Staat Pennsylvania niederließen, bereicherten die Auswanderer die deutsch-amerikanische Geschichte um einen besonderen pfälzisch-pennsylvanischen Aspekt. Dazu trägt bei, dass noch heute „hiwwe“ und „driwwe“ Mundarten gesprochen werden, die eine enge Verwandtschaft aufweisen.

Im November 1945 beteiligten sich die auch in Pennsylvania stark vertretetenen Mennoniten und die „Church of the Brethren“ an der Gründung der Hilfsorganisation „CARE“ (Cooperative for American Remittances to Europe). In den folgenden Jahren erhielten viele Deutsche Pakete mit Lebensmitteln aus den USA. Aufgrund der intensiven verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen Mennoniten in Amerika und der Pfalz freuten sich auch zahlreiche pfälzische Familien über eine willkommene Unterstützung zum Überleben im Nachkriegsdeutschland.

Das 1952 in Kaiserslautern als „Heimatstelle Pfalz“ gegründete „Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde“ widmet sich der Auswanderungsgeschichte und dem internationalen Austausch ebenso wie zahlreiche Partnerschaften zwischen Gemeinden in Südwestdeutschland und Amerika, die ab den 1950er Jahren in der Pfalz und angrenzenden Regionen entstanden – zwischen dem Landkreis Kaiserslautern und Lancaster County (PA), Mannheim und Manheim (PA), Eberbach und Ephrata (PA), Schifferstadt und Frederick (MD) sowie Altrip und Kutztown (PA) – um nur einige wenige zu nennen.

1993 wurde in Oberalben im Landkreis Kusel das „Auswanderermuseum“ eröffnet, das sich mit der pfälzischen Auswanderung im Rahmen einer Dauerausstellung befasst. Im selben Jahr gründete Michael Werner ein „Deutsch-Pennsylvanisches Archiv“, 1997 dann die pennsylvanisch-deutsche Zeitung „Hiwwe wie Driwwe“. Diese fördert seit über 25 Jahren den Austausch zwischen Pfälzern und Pennsylvaniadeutschen und entsteht heute in Kooperation mit dem „Pennsylvania German Cultural Heritage Center“ in Kutztown (PA). Im Jahr 2001 gründete sich im hessischen Neckarsteinach mit „Edition Tintenfaß“ schließlich ein Verlag, der sich in den vergangenen Jahren im besonderen Maße der pennsylvanisch-deutschen Literatur widmete und zahlreiche Bücher in dieser Mundart herausbrachte. Alle Akteure agierten in dieser Zeit unabhängig voneinander, zum Teil auch, ohne voneinander zu wissen.

Ein gemeinsamer Gesprächspartner war für viele aber Prof. C. Richard Beam (1925-2018), der in Millersville (PA) das dortige „Center for Pennsylvania German Studies“ leitete. Er war es, der insbesondere Walter Sauer (Neckarsteinach), Frank Kessler (Brüssel) und Michael Werner (Ober-Olm) in einen engeren Austausch brachte. Es entstand die Idee, einen Verein zu gründen mit dem Ziel, die verschiedenen Initiativen zusammenzuführen und mit Hilfe einer Organisation zu koordinieren. Im Mai 2003 startete der Deutsch-Pennsylvanische Arbeitskreis e.V., dem in der Gründungsversammlung in Ober-Olm 21 Mitglieder beitraten. Im Jahr 2023 hat der Verein rund 60 Mitglieder.

Ziele

Laut Satzung ist Zweck der Vereinigung,

  • die Förderung des kulturellen Austauschs zwischen den deutschstämmigen Einwohnern Pennsylvanias sowie den weiteren Siedlungsgebieten der Pennsylvaniadeutschen und den Hauptherkunftsregionen ihrer Vorfahren, die in den heutigen Bundesländern Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg und dem Saarland liegen, sowie allen anderen Interessierten.
  • die Förderung deutsch-pennsylvanischer Initiativen;
  • die Förderung der pennsylvaniadeutschen Mundart, Kultur und Geschichtsforschung;
  • die Förderung der Zusammenarbeit zwischen Gemeinden, kulturellen Einrichtungen, Bildungsträgern und anderen Institutionen und Initiativen diesseits und jenseits des Atlantiks;
  • die Aufklärung über die pennsylvaniadeutsche Geschichte und Kultur in der deutschen Öffentlichkeit;
  • die Ausrichtung von Veranstaltungen und Konferenzen;
  • die Förderung der Erforschung des Pennsylvaniadeutschen.

Projekte

In den vergangenen 20 Jahren haben sich neben dem Austausch der Mitglieder in Deutschland und der Netzwerkarbeit zwischen Deutschland und Amerika drei wesentliche Handlungsfelder herauskristallisiert, in denen der Deutsch-Pennsylvanische Arbeitskreis aktiv ist:

Auf Intitiative von Walter Sauer erschienen seit 2003 eine ganze Reihe pennsylvanisch-deutscher Bücher. Der Verein selbst war Herausgeber der Anthologie „Mit Pennsylvaanisch-Deitsch darich’s Yaahr“ (2006), aber auch in den Folgejahren wurden eine ganze Reihe von Publikationen des Verlages „Edition Tintenfaß“ (Neckarsteinach) finanziell oder ideell unterstützt. Aktuell hat Walter Sauer 12 Bücher zum Pennsylvanisch-Deutschen herausgegeben.

Auf Betreiben von Michael Werner gibt es seit 2006 an wechselnden Orten einmal jährlich einen „Deutsch-Pennsylvanischen Tag“ als Veranstaltung, die jeweils mit einem lokalen Verein als Kooperationspartner durchgeführt wird. Im Rahmen dieser Events wird das Pennsylvanisch-Deutsche als Mundart der Öffentlichkeit vorgestellt und ein Rahmenprogramm mit Vorträgen, Texten und Musik präsentiert. Üblicherweise kommen zu diesen Veranstaltungen zwischen 60 und 120 Gäste. Seit der ersten Veranstaltung in Auswanderermuseum Oberalben (Landkreis Kusel) wurden – einschließlich des Deutsch-Pennsylvanischen Tages 2023 in Eberbach am Neckar insgesamt 17 Deutsch-Pennsylvanische Tage durchgeführt.

Vor allem der intensiven Netzwerkarbeit von Frank Kessler ist es zu verdanken, dass im Rahmen verschiedenen Einzelprojekte eine Reihe zwei- bzw. dreisprachiger Informationstafeln in Deutschland und den USA aufgehängt bzw. aufgestellt werden konnten, die historisch relevante Begebenheiten mehrsprachig der Öffentlichkeit präsentieren. So gibt es in Deutschland dreisprachige Hinweisschilder (deutsch/englisch/pennsylvanisch-deutsch) in Ladenburg (Geburtshaus des Druckers Johann Christoph Sauer) und Eschelbronn (Wirkungsstätte des Pfarrers Antonius Jakobus Henckel). In den USA gibt es diverse zweisprachige Beschilderungen (englisch/pennsylvanisch-deutsch) in Berks County, vor allem in Kutztown (u.a. am Bahnhof und am Gebäude der Historical Society of Berks County).

Die Vorstandsmitglieder organisieren bei Aufenthalten in Pennsylvania immer wieder Deutsch-Pennsylvanische Treffen mit Mitgliedern und Interessierten in den USA, so z.B. in Lancaster (2010) und Kutztown (2012, 2015, 2017, 2019) unter Einbindung der amerikanischen Vorstandsmitglieder des Vereins. Insbesondere die Zusammenkunft im Jahr 2012 mit jüngeren Mundartsprechern war sehr erfolgreich, weil die Möglichkeit der Erstellung von  „Youtube-Videos in Mundart“ und ein „Online-Sprachkurs“ diskutiert wurden. In der Folgezeit entstanden die Youtube-Channels „Hiwwe wie Driwwe“ (Michael Werner) und „PADutch 101“ (Douglas Madenford), in denen mittlerweile rund 1.000 Videos veröffentlicht wurden. Seit 2020 ist auch das „Pennsylvania German Cultural Heritage Center“ (Patrick Donmoyer) mit einem Channel auf Youtube vertreten. Rund 1,5 Millionen „Views“ haben diese drei Youtube-Angebote zwischenzeitlich erhalten.

Weitere Netzwerk-Aktivitäten

Um Besuche aus Pennsylvania zu den Deutsch-Pennsylvanischen Tagen zu ermöglichen, wurden rund um den jeweigen Veranstaltungstermin weitere Lesungen bzw. Konzerte der eingeladenen Personen organisiert und durchgeführt. Dies sicherte die Finanzierung der Reisekosten, so dass in den letzten 20 Jahren die folgenden Mundartsprecher nach Deutschland kommen konnten: Butch Reigart (2006), Prof. Dr. Mark Louden (2007), Edward Quinter (2008), Prof. Dr. Don Yoder (2009), John Schmid (2010), Don Breininger (2011), Keith Brintzenhoff (2012), Richard Miller (2013), Bill Meck (2014), John Schmid (2015), Chris LaRose (2016), Mike & Linda Hertzog (2017), Patrick Donmoyer (2018), Benjamin Rader (2019), Douglas Madenford (2022), Erich Mace (2022) und John Schmid (2023).

Wenn man alle Mitgliederversammlungen, Deutsch-Pennsylvanischen Tage und ergänzende Events zusammen nimmt, wurden in zwanzig Jahren seit 2003 rund 80 öffentliche Veranstaltungen zum Thema Pennsylvanisch-Deutsch in der Pfalz, Hessen und Baden Württemberg durchgeführt.

2013 gründete sich mit der „New Paltz Band“ erstmals in Deutschland eine Musikgruppe, die pennsylvanisch-deutsche Musik in der „alten Welt“ auf die Bühne bringt. Hier wirken Adelheid Hillner, Josef Rill, Uwe Volk und Michael Werner mit. 2023 feiert die Band ihren 10. Geburtstag.

Im Jahr 2016 überführte Michael Werner sein 1993 gegründetes Deutsch-Pennsylvanisches Archiv, das etwa 30 laufende Regalmeter umfasst, in den Bestand der Mennonitischen Forschungsstelle auf dem Weierhof bei Kirchheimbolanden. 2023 ging die Sammlung, die künftig von Astrid von Schlachta betreut wird, endgültig ins Eigentum des Mennonitischen Geschichtsvereins über. Ausgewählte Artefakte des Archivs werden seit 2023 im „Auswanderermuseum“ in Oberalben im Landkreis Kusel gezeigt.

2019 gastierte die Band im Rahmen des Amerika-Jahres des Goethe-Instituts (Motto „Wunderbar together!“) beim Kutztown Folk Festival.

Inspiriert von den Youtube-Channels zum Thema Pennsylvanisch-Deutsch und der Zeitung „Hiwwe wie Driwwe“ produzierten die südpfälzischen Filmemacher Christian Schega und Benjamin Wagener die Dokumentation „Hiwwe wie Driwwe – Pfälzisch in Amerika“, die 2019 in die Kinos kam und mit rund 25.000 Zuschauern ein Überraschungserfolg war. 2022/23 drehte Benjamin Wagener eine Fortsetzung, die 2024 in die Kinos kommen soll.

Ebenfalls 2019 gründete sich in Bockenheim „Grundsau Lodsch Nr. 19 im alte Land“, um am 2. Februar 2020 in Bockenheim – erstmals in Europa – eine Murmeltiertagsveranstaltung auf die Bühne zu bringen. Hauptmann ist Vereinsmitglied Herbert Tiefel aus Lampertheim.

Die Zeitung „Hiwwe wie Driwwe“, einer der Ausgangspunkte der deutsch-pennsylvanischen Aktivitäten im Jahr 2003, feierte 2021 mit der 50. Ausgabe ihren 25. Geburtstag. Über 100.000 Exemplare der Zeitung wurden in diesem Zeitraum gedruckt und an Leser versandt. Im gleichen Jahr beging die Neckarsteinacher Edition Tintenfaß ihr 20. Jubiläum.

2022 trat Michael Werner  solo beim Kutztown Folk Festival auf und präsentierte sein Programm unter anderem auch in der Bibliothek der „German Society of Pennsylvania“ in Philadelphia.

Im Jahr 2023 konnte das „Pennsylvania German Cultural Heritage Center“ in Kutztown, dessen Leiter Patrick Donmoyer Vorstandsmitglied im DPAK ist, in Kutztown ein neues Gebäude mit angeschlossener Bibliothek und Tagungsräumen beziehen. Ein weiterer Meilenstein für die künftige Arbeit ist damit erreicht.

Von den aktiven Städtepartnerschaften der Region sind dem DPAK-Netzwerk derzeit diejenigen zwischen Eberbach und Ephrata sowie – seit 2021 – zwischen Altrip und Kutztown angeschlossen.

Rezeption

Im Jahr 2015 verliehen die Gemeinde Bockenheim und der Förderkreis Mundart Bockenheim e.V. dem Deutsch-Pennsylvanischen Arbeitskreis e.V. den „Emichsburg-Preis“ für Verdienste um die Pflege der Mundart. Volker Gallé, Kulturbeauftragter der Stadt Worms, attestierte dem Verein eines herausragende Arbeit, als er in seiner Laudatio äußert: „Die Netzwerkarbeit mit Personen und Institutionen in Nordamerika ist eine besonders verdienstvolle Aufgabe und über diese weite Entfernung nur mit großem persönlichen Einsatz zu leisten.“

Sarah A. Sternal schreibt in einem Beitrag für das Buch „Aufbruch nach Amerika“, 1709-2009. 300 Jahre Massenauswanderung aus Rheinland Pfalz (Kaiserslautern 2009) über die Aktivitäten des DPAK:

“Der Deutsch-Pennsylvanische Arbeitskreis stellt eine Verbindung zwischen den Menschen in der alten und der neuen Welt her (…). Dieser Arbeitskreis ist ein idealtypisches Beispiel für eine zeitgemäße Erinnerungskultur und die multiperspektivische Befassung mit transnationalen geschichtlichen Zusammenhängen. Die persönliche Begegnung mit Auswanderer-Nachkommen, die Präsentation wichtiger wissenschaftlicher Literatur bis hin zu Kinderlesebüchern und Heimatromanen sowie eine starke Präsenz und Vernetzung im Internet sprechen alle Sinne an und ermöglichen Wissenschaftlern, aber auch interessierten Laien eine vielgestaltige Beschäftigung mit der Auswanderung. Die Erinnerung an die gemeinsame Geschichte klärt die eigene und die vermeintlich fremde Identität. Sie leistet damit einen nicht groß genug einzuschätzenden friedensstiftenden Beitrag für die Völkerverständigung – hiwwe wie driwwe.”

Was (noch) fehlt

Auch 20 Jahre nach Gründung ist das DPAK-Netzwerk noch auf der Suche nach einer Institution in Deutschland, die dem Verein uns seinen Mitgliedern im Rahmen einer auf Dauer angelegten Partnerschaft eine Heimat geben könnte. Dies bleibt ein Desiderat, das sich vielleicht bis zum 25. Jubiläum im Jahr 2028 erfüllen könnte. Es wäre jedenfalls wünschenswert.

Erster Vorsitzender:

Dr. Michael Werner, Ober-Olm (2003 – 2010)

Frank Kessler, Brüssel (2010 – heute)

Zweiter Vorsitzender:

Frank Kessler, Brüssel (2003 – 2010)

Dr. Michael Werner, Ober-Olm (2010 – heute)

Schatzmeister/in:

PD Dr. phil. habil. Helmut Schmahl, Alzey (2003 – 2006)

Prof. Dr. Heinz Helfrich, Kaiserslautern (2006 – 2012)

Doris Schweitzer, Grünstadt (2012 – 2020)

Frank Kessler, Brüssel (2020 – 2021, interim)

Pascal Rambaud, St. Ingbert (2021 – 2022)

Karin Tiefel, Lampertheim (2022 – heute)

Beisitzer (Deutschland):

Dr. Walter Sauer, Neckarsteinach (2003 – 2021)

Alois Eitl, Altrip (2021 – 2022)

Norman Jung, Steinbach (2022 – heute)

Beisitzer (USA):

Prof. Dr. David Valuska, Kutztown (2003 – 2009)

Edward Quinter, Allentown (2009 – 2015)

Patrick Donmoyer, Kutztown (2015 – heute)

Kassenprüfer/innen:

Hans Buch, Alsenborn (2003 – 2019)

Albert H. Keil, Dirmstein (2003 – 2020)

Ilona Adolf, Worms (2020 – 2022)

Karin Tiefel, Lampertheim (2020 – 2022)

Tobias Roth, Altrip (2022 – heute)

Robert Geiger, St. Wendel (2022 – heute)

Ehrenmitglieder:

Prof. C. Richard Beam (1925-2018), Millersville (2004)

Prof. Don Yoder (1921-2015), Devon (2009)

Prof. Earl C. Haag, Pottsville (2014)

Dr. Walter Sauer, Neckarsteinach (2022)

John Schmid, Berlin (OH) (2023)